Winterreise in den Schwarzwald

7. – 10. Dezember 2022

Am 7. Dezember, gleich nach dem 2. Advent, brechen die Hausfrauen und Männer aus Hohenlimburg auf, um den Schwarzwald zu erobern.
Noch vor 7 Uhr schleichen sie sich aus ihren Häusern um Markus und Marianne nicht durch Unpünktlichkeit zu verärgern.
Bei ohrenbetäubendem Geplauder – man hat sich ja schließlich lange nicht gesehen – beginnt die Fahrt auf der A45 Richtung Süden, um gleich hinter Hagen zum Erliegen zu kommen. Die Rahmedetal Brücke wurde nicht mal für uns kurz geöffnet. Das Hindernis wird überwunden und so um Siegen herum lugt auch die Sonne hinter dem Dunst hervor. Sie begleitet uns auf unserem Weg bis wir gegen Mittag Gengenbach erreichen.
Diese zauberhafte Fachwerkstadt begrüßt uns mit einem gemütlichen Weihnachtsmarkt und wunderschöner Dekoration an allen Häusern. Jedes Haus, jedes Fenster ist weihnachtlich geschmückt. Das Rathaus wurde zum Adventkalender umgerüstet. Jeden Tag erscheint in einem der 24 Fenster ein neues Märchenbild. Die Büdchen bieten handwerkliches an: Schmuck, Krippen, Holzarbeiten, Leder, etwas zu essen und viel zu trinken.
Die Klosterkirche zeigt sich von innen ziemlich düster, bis Gerda 50 Cent springen lässt und sie erstrahlt in goldenem Glanz. Eine kluge Art Strom zu sparen und gleichzeitig die nächste Abschlagszahlung zu finanzieren.
Froh und weihnachtlich gestimmt finden wir uns wieder im Bus ein und fahren noch die letzten Kilometer nach Haslach in 4**** Hotel „Mosers Blume“. Dort erwarten uns großzügige Zimmer in dezentem Nadelholz-Look. Das abendliche 3-Gang-Menue wird dem müden Reisenden am Tisch serviert und ist lecker. Vorab konnte man zwischen allerlei toten Tieren und einem veganen Hauptgang wählen.

2. Tag Donnerstag, 08.12.

Nach dem Frühstück lernen wir Klaus kennen, unseren kundigen Begleiter in den nächsten 2 Tagen. Er ist, wonach er aussieht, grün und links-alternativ, sehr sympathisch, mit leichtem badischen Akzent (seine Worte haben kein N am Ende) und umfassend gebildet. Es gibt keine Frage, die er nicht umfassend beantwortet. Leider ist er aber auch ein Wetterprophet und sagt für den nächsten Tag ein Schneechaos im Hochschwarzwald voraus. Darum ändert Markus das Programm und zieht die für Freitag geplante Fahrt nach Freiburg vor und bringt mich so um mein Treffen mit meiner Enkelin, die ich seit März nicht mehr gesehen habe. Freitag hätte sie vorlesungsfrei gehabt, aber heute muss sie studieren gehen, schade!

Markus lenkt den Bus durch den vorderen Schwarzwald, eine liebliche, sanft hügelige Landschaft mit den typischen Schwarzwaldhöfen. Der Morgenneben lichtet sich bald und die Sonne, zuverlässige Begleiterin der Hausfrauen und-männer kämpft sich durch. Von Schneechaos kann keine Rede sein. In Freiburg angekommen erhalten wir eine Stadtführung, der Rückweg zum Bus wird uns mehrmals haarklein erklärt sodass ich schon denke, der Klaus betreut sonst nur Behindertengruppen.
Aber es war wohl doch nicht ausreichend denn eins von unseren Schäfchen hat sich zu weit von der Herde entfernt und – nein , nicht der Wolf hat es gerissen – es konnte mit vereinten Kräften und Handykontakt wieder eingefangen werden.

Freiburg ist eine bunte, pulsierende Stadt. Man lebt von Touristen und wird belebt von den vielen Studenten der ältesten Universität Deutschlands.
Beim Schlendern durch die Altstadt treffen wir auf mehrere kleinere und größere Weihnachtsmärkte. Klaus führt uns in verwinkelte Altstadtgassen und warnt uns vor den Bächle (wenn wir hineinfallen müssen wir ein „Bobbele“ heiraten) die fast alle Straßen durchziehen. Ein Besuch im Münster rundet unseren vergnüglichen und lehrreichen Rundgang ab. Dort bewundern wir vor allem die prächtigen Buntglasfenster. Die Sonne, die von Südwesten hinein scheint, lässt sie leuchtend erstrahlen.

Wie verabredet sind wir fast vollzählig um 14:00 Uhr wieder beim Bus und weiter geht die Fahrt nach Staufen im Breisgau. Der kleine Ort wird gekrönt von einer Burgruine hoch auf dem terrassierten Weinberg. Die Stadt wurde landesweit bekannt durch geothermische Bohrungen die fatale Folgen für alle im Umkreis liegenden Häuser hatte. Durch die Manipulationen am Untergrund, der zum großen Teil aus Kreideschichten besteht, konnte Wasser in diese Schichten eindringen und der Boden hob sich beinahe täglich um mehrere Zentimeter. Alle Häuser in unmittelbarer Nähe wurden schwer beschädigt, sie bekamen Risse und wurden zum Teil unbewohnbar. Ein fataler Fehler der zuständigen Behörde, die diese Bohrungen genehmigte. Trotz dieser Beschädigungen, die aufwändig repariert werden müssen, hat der Ort seinen besonderen Charme nicht verloren.
Todmüde, mit hängenden Flügel strebten die Engel und Bengel zum Bus und zurück ins Hotel, wo wieder 4 Hauptgerichte sowie Vor- und Nachspeise auf uns warten.

3. Tag Freitag, 09.12.

Heute haben wir ein ehrgeiziges Programm vor uns. Morgens Colmar und nachmittags Straßburg. Also auf nach Fronkreisch!. Über den Rhein, durch Dunst und Frühneben, entlang der Ill ins Elsass. Klaus erzählt uns etwas über die bewegte Geschichte der Elsässer.
Noch nie haben sie so lange einer Nation angehört wie in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg, nun schon fast 80 Jahre gehören sie zu Frankreich. Davor waren sie mal Habsburger, mal Deutsche, mal Preußen und mal Großdeutsche. Nie haben sie über längere Zeit ein nationales Zugehörigkeitsgefühl entwickeln können.
Bevor wir nach Colmar gelangen haben wir die Gelegenheit die Bastion Neu-Breisach zu besichtigen. Es ist ein schachbrettartig angelegte Garnisonsstadt, umgeben von sternförmig angelegten Wällen, den „Kontergarde“. Diese konnten von den Wachtürmen kontrolliert werden und Eindringlinge abgewehrt – oder in der Sprache des Militärs – „bestrichen“ werden.
In Colmar wartet schon das Chaos! Unzählige Busse aller Nationen haben ihre Ladung ausgespuckt und tausende Deutsche, Tschechen, Italiener und Japaner strömen in die kleine mittelalterliche Stadt. Es gilt, 6 verschiedene Weihnachtsmärkte in 2 Stunden zu absolvieren. Dies gelingt nicht immer. Zwischendurch zieht es uns in malerische Gässchen und romantische Innenhöfe, die liebevoll weihnachtlich geschmückt sind. Die Präferenz für Teddybären, die uns schon im Schwarzwald aufgefallen ist, scheint hier im Elsass ihren Ursprung zu haben. Die unzähligen Fressbuden, die auf nördlicheren Märkten üblich sind, finden sich hier nicht. Im Südwesten und im Elsass scheint man nach der Maxime zu leben: „Das Bisschen was ich esse, kann ich auch trinken“. Gegen Mittag wird das Gedränge immer dichter und wir brechen auf nach Straßburg.
Dort behindern Baustellen den Verkehr. Immer wieder sehen wir die Türme, bzw. den Turm des Münsters, der fertig gebaut wurde, aber wir kommen nicht ran! Unverzagt sucht sich Markus seinen Weg und findet schließlich eine Stelle, an der wir den Bus verlassen können. Nun ist es nicht mehr weit ins nächste Getümmel. Rund ums Münster, das seinen fertigen und den unvollendeten Turm aus rotem Sandstein erhaben in den inzwischen abendlichen Himmel streckt, bis hinunter zur Ill schieben wir uns vorbei an Ständen mit Glühwein, Glas, Holzwaren, Glühwein, Raclettebrot, Glühwein. Nussknackern, Honig, Glühwein, Gebäck, Textilien, Glühwein, Schmuck, Nikolausmützen, Glühwein, Winterständen mit kalten Weinsorten und natürlich Glühwein.

Es ist Freitagabend, alle Straßburger, die nun Feierabend haben, gesellen sich zu tausenden Touris um einen After-Work-Glühwein zu genießen. Zeit für uns, schleunigst das Weite zu suchen.
Markus finden wir sofort wieder. Er steht mit seiner blauen Kutsche an der verabredeten Stelle und -husch husch – sitzen wir auf unseren Plätzen! Nun bringen wir noch eben den Klaus in seine Heimatstadt Offenburg und um 19:00 Uhr erwartet uns unser köstlichen Abendessen in der „Blume“.

4. Tag, Samstag, 10.12.

Um 9:00 Uhr verlassen wir unser schönes Quartier und machen uns auf den Heimweg.
Um die Mittagszeit erreichen wir Karlsruhe wo uns der letzte Weihnachtsmarkt unserer Reise erwartet. So lang die Stände noch nicht eröffnet sind spazieren wir durch den Schloßgarten, der selbst im Winter zauberhaft ist. Entlang der Wege stehen schöne Skulpturen und die Anlagen lassen erahnen, wie schön es hier im Sommer blüht. Wir spazieren nochmal über zwei kleine Weihnachtsmärkte, wählen aus dem reichhaltigen Angebot etwas Leckeres zum Mittagessen und trinken einen letzten Eierpunsch.

Wohlbehalten kommen wir am Abend wieder in Hohenlimburg an.
Wir danken Marianne und Markus für 4 erlebnisreiche Tage und freuen uns auf die nächste Reise!

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